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Ein Streben nach Unteilbarkeit von Ausgangsbasis, Weg und Ziel aus dem Manjushri DzogChen

von Mipham Jampel Gyepai Dorje (1846 - 1912)

Mit den Sugatas und Bodhisattvas des grenzenlosen Raumes und aller Zeiten,
das zugrundeliegende Gewahrsein im Modus von Nicht-Dualität verkörpernd,
im Gleichheits-Raum, der Manjushrikumara ist,
lasst vollkommene Spontaneität im Nicht-Handeln sich ereignen.

Durch die Hingabe, welche den glorreichen Lehrer, den primordialen Führer,
als identisch mit der Gleichheit des Dharmakaya sieht,
lasst die Gnade der Intuition der letztendlichen Bedeutung, welche die großartige Einweihung in das Energie-Potential von Rigpa verleiht, sich in Euren Herzen bewegen.

Rigpa ist immer in uns, weder von irgendwelchen Bemühungen abhängig
noch von irgendwelchen Fähigkeiten oder Qualitäten -
durch die Magie der geheimen Anweisungen des Lehrers
lasst uns das unglaublich einfache Geheimnis des Geistes erkennen.

Diskursives Denken vermehrt nur die Neurose;
aggressive Ziel-Orientierung wird bloß zur Ursache von Erschöpfung;
und bezugnehmende Meditation sperrt uns in einen engen Käfig:
Lasst alle plagenden Fixierungen von innen her zerfallen.

Unfassbar, unausdrückbar, da ist nichts zu sehen,
und nichts bleibt, was noch gesehen werden müsste;
Überzeugt von der Natur des Geistes, der einzigen wahren Bedeutung,
lasst uns erkennen, was uns so schwer gezeigt werden kann.

Da alle verbalen Konstrukte leer/rein von Anbeginn sind, ist das Dogma von "Existenz" erschüttert
und spontan aufkommende lichthafte Rigpa-Gnosis verspottet das Dogma von "Nichtexistenz";
"ist" und "ist nicht" sind bloße Krücken dualistischer Ausdrucksweise:
Lasst uns die unbeschreibbare universelle Gleichheit erkennen.

Wie ein Finger, der zum Mond zeigt,
wird zuerst mittels verbaler Dialektik darauf hingedeutet,
aber befreiende Wirklichkeit liegt jenseits von Vernunftdenken:
Lasst sie uns auf existenzielle Weise erkennen.

Indem wir sehen, dass es nichts abzulehnen gibt
und nichts festzunageln und zu verfechten gibt,
und dass Versuche, es zu beweisen oder zu widerlegen, es nur verdirbt:
Lasst uns in die Wirklichkeit spontaner Präsenz gleiten.

Wir benennen die vertraute Anfangsbasis, Weg und Ziel
als verschiedene Erfahrungen,
im natürlichen Zustand sind sie bloß "Himmels-Strukturen" (Luftschlösser):
Lasst uns zu spontaner Vollkommenheit im Nicht-Handeln finden.

Irreführende Reaktionen auf unsere Erfahrungen des unreinen Samsara
wie auch - im Kontrast dazu - auf Erfahrungen der reinen Sicht
sind wechselseitig abhängige interpretierende Fiktionen:
Lasst uns den nicht-verweilenden, nicht-diskursiven natürlichen Zustand erkennen.

Der natürliche Modus des Seins, die Wirklichkeit jenseits des rationalen Verstandes,
ist verhüllt durch verderbende Konstrukte von Sicht und Meditation:
Lasst uns im gewöhnlichen Zustand, der frei von jeder Sicht und Meditation ist, ruhen,
ganz unmittelbar in Authentizität verweilend.

Ein jeder Bezugspunkt verwandelt die Sichtweise in Gift;
in der Meditation ein Ziel zu verfolgen, macht Meditation zu einer Sünde,
das Verhalten zu disziplinieren macht das Handeln zu einem ständigen Engpass:
frei von all solchem Kummer lasst uns die Natur der Wirklichkeit erkennen.

Lichthafte Rigpa-Gnosis, nicht eingeschränkt durch einen Käfig aus fiktiven Annahmen,
und erkannt in tatsächlicher unmittelbarer direkter Wahrnehmung,
wenn die durch die Schlinge der Vernunft festgezogenen Himmelsknoten entflochten sind,
lasst uns weise sein in authentischer natürlicher Entspannung.

In diesem Moment ist die seit jeher innewohnende Rigpa-Gnosis der jugendliche Vasenkörper,
und sein Wissens-Aspekt, das innewohnende Strahlen, ist Manjushri:
lasst die all-erhellende Lampe unwillkürlicher Einsicht
die Düsternis von Depression mit Licht durchdringen und sie so beseitigen.

Die Wirklichkeit selbst, ungekünstelt und einfach
und niemals am Ende eines vorprogrammierten Pfades erreichbar,
das letztendliche Ergebnis, das nicht verursacht und nicht konditioniert ist,
lasst es uns erkennen als uranfänglich in uns gegenwärtig.

Diskursives Argumentieren ist bloße Spreu und verstärkt die Täuschung,
wie auch immer zum Ausdruck gebracht, formt es ein klebriges Gewebe aus Konstrukten;
Lasst uns die tiefgründigen Anweisungen (Ausrichtungen), die in heiligen Texten nicht gefunden werden, sondern in spontaner Rigpa-Gnosis auftauchen, voll und ganz integrieren.

Der dualistische Geist ist von Grund auf irreführend,
und wie auch immer er sich selbst konzipiert, er ist sicherlich eine Fiktion;
Lasst echtes Buddha-Erwachtsein verwirklicht sein,
nicht von mentalen Konstrukten her, sondern als ein Körper des Gewahrseins.

Alle Erfahrungen in der Raumhaftigkeit von Rigpa, von leerer Gnosis,
sind völlig gleich in dem einen holistischen Bindu (Keim):
In diesem Raum, wo Furcht vor Samsara und Hoffnung auf Nirwana in sich zusammenfallen,
lasst uns die Zitadelle des nicht-verweilenden Dharmakaya errichten.

Körper und Objekte, obwohl sie zu existieren scheinen,
sind falsche mentale Projektionen wie "mouche volantes"
(ungreifbare Phänomene im visuellen Gesichtsfeld, die als irgendwelche Fäden oder Gebilde erscheinen können);
Lasst die Lichtheit des alles einschließenden gedankenfreien uranfänglich makellosen Gewahrseins
dualistische Wahrnehmung auslöschen und dabei alles im primordialen Raum auflösen.

In diesem Augenblick verleiht der Körper (die Dimension) des Gewahrseins, so weit ausgedehnt wie der Raum,
jenen, die in dieser unbegrenzten Zeit und in diesem unbegrenzten Raum leben,
wie das wunscherfüllende Juwel überreichlich Wohlbefinden und jegliches Glück:
Möge sich dieser letztendliche Lohn uns allen offenbaren.

Am glücksverheißenden 4. Tag des dritten Monats im Feuer-Hund-Jahr brachte mir Jetsunma Dekyong Yeshe Wangmo (eine Emanation der Dakini Varahi) einen himmlischen Schal dar und eine kostbare Kristall-Mala und sprach ihre flehentliche Bitte aus. An selbigem Tag schrieb Mipham Jampel Gyepa, der auch Wosel Dorrje genannt wird, dieses Gebet nieder. Mögen durch das Verdienst dieser spontan verfassten Verse von außerordentlicher selbstbezüglicher DzogChen-Dialektik alle Wesen die Ebene des primordialen Führers Manjushrikumara erlangen.

"Einfach nur durch Hören wird man ganz sicher befreit werden!"
so bestätigt Vajradhara den pfadlosen Pfad,
und wer immer seine Bedeutung versteht, wie auch immer sie ausgedrückt wird,
der erlangt schnell Befreiung durch die Natur des Geistes.

"Wenn es schwierig ist, den Geist durch Aufbieten von anstrengender Bemühung zu transformieren,
dann wird die Lehre über den All-Guten-Herz-Geist auftauchen":
Möge die Herz-Lehre, die in dieser berühmten Prophezeiung vorhergesagt wird,
sich wie eine Flut in aller Welt ausbreiten.

 

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